Der "Faire Blick"

Einen Videobeitrag von wenigen Sekunden Dauer oder gar ein Foto- eine Momentaufnahme- zu beurteilen halte ich für super schwierig. Wie war das Pferd vorher ? Verletzt ? Verritten ? Was die einen als tolle Entwicklung sehen, sehen die anderen als ungenügend und wenig spektakulär.

Ein Shetty in der Piaffe oder Levade wird gerne belächelt und süß gefunden. Die gleiche Leistung von einem Lipizzaner oder Warmblut findet man beeindruckend. Natürlich tritt ein Shetty mit anderer Frequenz und hat evtl. ein Zottelfell. Es geht aber um die erbrachte Leistung.

Ein Haflinger der das Vorderbein im Lot und die Kruppe abgesenkt hat, Genick als höchsten Punkt und mit geöffneter Ganasche piaffiert ist halt besser ausgebildet als ein Dressurkracher, der hinter der Senkrechten mit den Zähnen knirscht und die Kruppe hochwirft.

Die Dressur ist dazu gedacht, JEDES Pferd im Rahmen seiner Möglichkeiten kräftiger und beweglicher zu machen. Deshalb tut sie jedem Pferd gut, egal was man letztendlich mit ihm anfangen möchte. Sie ist ein WEG, und der startet halt nicht in der Perfektion. Oft so schön anzusehen wie sich Geigenunterricht anhört.

Wenn man diesen Weg aber nicht zeigen kann ohne niedergemacht zu werden entsteht ein falsches Bild. Dann wird getrickst, ausgebunden, erzwungen, um diesen Eindruck von Perfektion zu erzeugen. Nimmt man Zwang und Hilfsmittel weg, zeigt sich der wahre Ausbildungsstand.

Auf diesem Bild sieht man, wie schief das Becken steht, und welche Auswirkungen das auf die Muskulatur der Hinterhand hat. Auch in der Rückenmuskulatur entstehen Spannungen, die ich ständig im Auge behalten muss.

Im nachfolgenden Video zeige ich einen Weg der Mobilisation mit Stellung in Bewegungsrichtung , der Beweglichkeit und Kraft der Hinterhand verbessert. Dabei sieht man deutlich Jac s Versuche, das schwächere Hinterbein nur kurz zu belasten. Dadurch entsteht auch das etwas unregelmäßige Treten der Hinterhand. Mit dieser Info kann man das Video ganz anders einordnen, als wenn man nichts über das Pferd wüsste.

Das sollte jetzt keine Entschuldigung werden - nur die Bitte andere und auch das eigene Pferd mit einem fairen und liebevollem Blick zu betrachten und sich auch über kleine Fortschritte zu freuen.